Die sieben Raben | Elif Siebenpfeiffer

Es waren einmal ein Mann und eine Frau, die hatten sieben Söhne, aber immer noch kein Töchterlein. Endlich wurde ihnen ein Mädchen geboren. Doch es war schwach und musste die Nottaufe erhalten. Der Vater schickte seine Söhne Wasser holen, die wollten jeder der erste sein und zerschlugen den Krug. „Ich wollte, dass die Jungen alle zu Raben würden!“, rief der Vater in seiner Angst.

Die Söhne verwandelten sich in Raben, flogen davon und wurden nie wieder gesehen.

Das Mädchen wuchs heran, doch niemals erfuhr es von seinen Brüdern. Bis es eines Tages die Leute im Dorf davon erzählen hörte. Da ging es zu den Eltern: „Ich will meine Brüder finden und sie erlösen“. Es nahm einen Ring, ein Brot, einen Krug mit Wasser, einen Stuhl und ging in die weite Welt hinaus.

Sie kam zur Sonne, da war es zu heiß. Beim Mond war es zu kalt. Bei den fröhlichen Sternen aber bekam sie ein Hinkelbein als Geschenk, um den Glasberg aufzuschließen, in dem ihre Brüder gefangen waren. Doch wie erschrak sie, als sie das Geschenk verloren hatte. Kurzentschlossen schnitt sie sich den kleinen Finger ab, öffnete damit den Glasberg. Sie fand ihre Brüder, die erhielten ihre menschliche Gestalt wieder und gemeinsam zogen sie heim.

„Ich wollte, dass die Jungen alle zu Raben würden!“


(c) Autorin Andrea Rölke

 


Über die Künstlerin

Elif Siebenpfeiffer

In Kiel geboren und dort aufgewachsen, studierte Elif Siebenpfeiffer zunächst Archäologie und Skandinavistik, bevor ihr Weg sie über das Selbststudium in die phantastische Illustration führte. Seit 2012 arbeitet sie für verschiedene Verlage, Agenturen und andere Kunden und illustriert Spiele, Belletristik sowie wissenschaftliche Publikationen. Seit 2020 unterrichtet Elif Siebenpfeiffer außerdem – zunächst online in Zusammenarbeit mit Adobe, seit 2021 auch als Dozentin für Game Art an der Designschule Schwerin.